Farben, die lügen: Warum Print und Online nicht das gleiche Spiel spielen
- Milk & Honey

- 7. Nov.
- 2 Min. Lesezeit
"Leute, wenn ich den Flyer in Neongelb bei mir am Drucker ausdrucke, sieht es ja ganz anders aus, als in meiner Canva-Datei auf dem Bildschirm?"
Ja, natürlich, denn die Antwort liegt in einer Wahrheit, die viele Unternehmer:innen erst schmerzhaft lernen: Farben sind nicht universal. Sie sind Lügen, die unser Auge uns erzählt – und jedes Medium erzählt eine andere Geschichte. Und genau deshalb ist fachliche Kompetenz bei der Markenentwicklung nicht optional – sie ist essentiell.

Der Grund für diese Farbdiskrepanz liegt in der Physik. Online-Medien arbeiten mit RGB (Rot, Grün, Blau) – additive Farbmischung, die Licht erzeugt. Dein Monitor strahlt diese Farben aus. Print arbeitet mit CMYK (Cyan, Magenta, Gelb, Schwarz) – subtraktive Farbmischung, die auf Papier reflektiert wird.
Das klingt technisch? Ist es auch. Aber hier liegt der Kern des Problems: RGB hat einen größeren Farbraum als CMYK. Das bedeutet, dass leuchtende, gesättigte Farben auf dem Bildschirm im Druck einfach nicht existieren können. Sie müssen „übersetzt" werden – und diese Übersetzung ist eine Kunst, keine Wissenschaft.
Wenn du dein Logo selbst designst oder mit unerfahrenen Designer:innen arbeitest, passiert genau das: Diese Übersetzung wird ignoriert. Das Ergebnis? Enttäuschung. Und schlimmer noch: Eine inkonsistente Marke, die auf Visitenkarten anders aussieht als auf deiner Website.
Deine Markenfarben sind nicht einfach „schön". Sie sind Erkennungszeichen. Sie sind der emotionale Anker, der deine Zielgruppe mit dir verbindet. Wenn dein Rot auf der Webseite knallig ist, aber auf der Geschäftskarte dunkel und matt wirkt, wird deine Identität unglaubwürdig. Deine Kund:innen nehmen das unbewusst wahr – und das Vertrauen bröckelt.
“Jedes Medium verlangt nach einer eigenen Vorbereitung.”
Eine konsistente Farbstrategie über alle Kanäle hinweg ist nicht Luxus – sie ist die Grundlage professioneller Markenführung.
Die Rolle von Fachkompetenz
Hier kommt die unbequeme Wahrheit: Du brauchst Expert:innen. Nicht, um dich zu bevormunden, sondern um deine Vision zu schützen.
Professionelle Designer:innen und Branding-Spezialist:innen wissen:
Farbprofile richtig einzustellen – damit dein Design von Anfang an
für Print und Digital optimiert ist
Pantone-Farben zu nutzen – standardisierte Farben, die überall gleich aussehen
Farbräume zu konvertieren – ohne dabei die Essenz deiner Marke zu verlieren
Druckereien richtig zu briefen – damit sie wissen, was du brauchst
Proofs zu lesen – um Fehler vor der Massenproduktion zu erkennen
Das ist nicht pedantisch. Das ist Handwerk. Und Handwerk schützt deine Investition.
Praktische Schritte für deine Marke
Wenn du deine Marke gerade entwickelst oder überarbeitest, hier sind konkrete Maßnahmen:
Arbeite mit Profis zusammen, die Erfahrung mit Print und Digital haben
Definiere deine Farben in mehreren Formaten: RGB für Web, CMYK für Print,
Pantone für Konsistenz
Erstelle ein Brand-Guideline-Dokument, das alle Farbvarianten dokumentiert
Teste vor dem Druck – fordere Farbproofs an und vergleiche sie mit deinem Original
Vertrau dem Prozess – auch wenn es länger dauert als DIY
Investition in Klarheit
Farben mögen täuschen, aber eine klare Markenidentität nicht. Wenn du in professionelle Unterstützung investierst, investierst du nicht in Perfektion – du investierst in Konsistenz, Vertrauen und Wiedererkennungswert.
Deine Marke verdient es, überall gleich schön auszusehen.
Nicht aus Eitelkeit, sondern aus Respekt vor deinen Kund:innen und deiner eigenen Vision.



